Materielle Verstrickung – Spirituelle Entwicklung

Dieses Thema wirft uns immer wieder auf uns selber zurück, wenn wir einmal kurzfristig in Schwierigkeiten oder für längere Zeit in tiefere Lebenskrisen geraten. Im Allgemeinen ist uns gar nicht bewusst, dass es zwischen unserem materiell orientierten Denken sowie Tun und unserer spirituellen Entwicklung überhaupt einen Zusammenhang gibt …

Um hier nicht als „spiritueller Oberlehrer“ zu erscheinen, sei gleich vorweg gestellt, das mein persönliches Leben schon seit sehr vielen Jahren von größeren existenziellen Ängsten begleitet wurde, zu deren Bewältigung ich auch zahlreiche „Strategien“ ausprobiert habe – die Ergebnisse waren jedoch immer wieder ernüchternd. War ich dazu nur zu unfähig, habe ich die richtigen Strategien noch nicht gefunden oder gab es sogar „Mächte“, die mir immer wieder dazwischen fummelten … ? Was ich dem interessierten Leser im Folgenden vermitteln möchte, ist der Umstand, dass ausnahmslos alle unsere Lebensthemen mit unserer spirituellen Entwicklung zusammenhängen, ob es nun Existenzängste sind, schwere Erkrankungen, Beziehungsprobleme oder was auch immer:

Eine der ersten Fragen, die wir uns bei großen Schwierigkeiten immer wieder stellen, ist die, warum gerade uns das passiert, was uns gerade da passiert ? Warum widerfährt es nicht auch einmal jenen, die in unseren Augen ein verabscheuungswürdigeres oder ein viel zu gutes Leben führen ? Deren Leben können wir aus der Ferne zwar weiter beobachten und werden bald feststellen, dass auch diese Leute ihre ganz besonderen Baustellen haben und einen ganz besonderen Tribut ans Leben entrichten müssen, wenngleich er anders aussieht als der unsere. Und wenn wir wieder zu uns selber kommen, sollten wir hier nun auch bleiben und tiefer ins Mysterium unseres Daseins schauen, es also intensiver studieren …

Meine eigenen Existenzängste begannen – um bei einem praktischen Beispiel zu bleiben – mit der ganz bewussten und dennoch blauäugigen Gründung einer eigenen Firma vor gut 25 Jahren. Ich wollte mich beruflich ohne das Hineinreden bisheriger Chefs ganz einfach selbst verwirklichen  und wusste noch nicht, dass man als Unternehmer einem Kampf um Aufträge und deren qualitätsgerechte Realisierung ausgesetzt sein würde. ich wusste auch nicht, dass man oftmals um die Bezahlung seines ehrlich verdienten Geldes bangen oder sogar kämpfen musste. Und weiterhin war mir nicht bekannt, wie viele gesellschaftliche Trittbrettfahrer noch in meine Tasche langen würden – diese sind jedem Unternehmer nur zu gut bekannt …

Als dann vor fast 10 Jahren meine Frau an einer seltenen und schweren Krankheit verstarb, fiel das Familieneinkommen drastisch in den Keller und ich musste vorübergehend einen Sozialzuschuss beantragen – eine außerordentlich unangenehme Situation. Als Geistheiler, der ich damals schon war, boten sich für mich die scheinbaren Möglichkeiten, meine Lebenssituation auf mystisch-magischem Wege wieder zu verbessern. Alles in allem hat mich die Ausbildung entsprechender Techniken ca. 800,- bis 1.000,- EUR gekostet und tatsächlich kaum etwas gebracht – die Hoffnung schwand immer mehr und die Zweifel daran, die Dinge des Lebens wirklich selber in der Hand zu haben, nahmen gleichzeitig zu. Vermutlich gab es doch noch außen stehende Kräfte, die mächtiger waren als ich und die meine Geschicke beeinflussten … ?

Mein Leben hielt sich immer auf einem bestimmten Niveau, wie ich später bei genauer Betrachtung feststellen konnte – es gab Auf’s und Ab’s, und im Fazit habe ich all die Jahre mit glücklichen und auch schrecklichen Momenten überlebt. Ein Vertrauen darauf, dass das weiter so gehen würde, konnte ich jedoch nur sehr schwer entwickeln, denn wir sind zu sehr darauf geeicht, die Geschicke selber in die Hand nehmen zu müssen. Doch müssen wir das wirklich oder wird uns das nur eingeredet und von wem und warum ?

Parallel zu diesem praktischen Leben studiere ich bereits seit gut 15 Jahren zahlreiche Schriften über unser eigentliches Dasein und verprobe deren Aussagen mit meinen eigenen Erfahrungen und mit meinen Beobachtungen. Es sind überwiegend fernöstliche Philosophien, was darauf zurückzuführen ist, dass ich meine erkrankte Frau mit fernöstlichen Heilmethoden behandelt hatte und deren Hintergründe auch tiefer verstehen wollte. Außerdem war ich in den westlichen Philosophien während meines Studiums und nachfolgender Qualifikationen schon soweit geschult, dass mich deren Fehlerhaftigkeit und Oberflächlichkeit nicht weitergebracht hatten – die „Veden“ beispielsweise empfinde ich als weitaus tiefgründiger und lebensnäher. Sowohl hieraus als auch aus meiner praktischen Heilarbeit weiß ich, dass wir selber individuelle Seelen mit einer materiellen Verkörperung sind, welche durch einen feinstofflichen Geist in Bewegung gehalten wird …

Nun gut – als verkörperte Seelen stehen wir (scheinbar) zunächst einmal alleine da, wenngleich sich um uns herum zahlreiche andere verkörperte Seelen befinden, mit denen wir auch mal interagieren. Haben wir dabei immer einen Einfluss, unser Leben nach unseren Bedürfnissen oder gar Wünschen zu gestalten ? Wie reagieren wir auf die Bedürfnisse und Wünsche der anderen Seelen ? Und wie verhält es sich, wenn uns allen etwas widerfährt, was wir gar nicht wollen – wer hält hier die Fäden in der Hand und hat die entsprechende Macht ? Genau das beantworten die bereits erwähnten „Veden“. Nachdem ich unter anderem die „Bhagavad Gita“ schon lange zuvor gelesen hatte, griff ich mir im Mai letzten Jahres das recht umfassende „Srimad Bhagavatam“. Diese philosophisch-spirituellen Schriften haben mich recht schnell gefesselt, aber zugleich stellte ich einen einschneidenden wirtschaftlichen Einbruch in meiner Selbständigkeit fest. Erstmalig kam bei mir der Verdacht auf, dass beides miteinander im Zusammenhang stehen könnte …

Erst kürzlich hatte ich in einer Art Meditation („Gespräch mit Gott“) ein merkwürdiges Bild: Ich fühlte mich in einer sehr großen Blase zwischen der hellblauen äußeren Haut und dem gleißend leuchtenden inneren Kern hin- und her geworfen. Die elastische Hülle stellte die Angst dar, die mich in Richtung des Kerns zurück drückte. Alsbald wurde mir der Sinn dieses Bildnisses klar: Die Hülle war die Materie, die in uns Ängste auslöst, wenn wir zu sehr in sie einzudringen versuchen, und der Kern war die spirituelle Quelle von allem, was ist, nämlich Gott („Krishna“). Dieses Erlebnis teilte ich mit einem langjährigen spirituell fortgeschrittenen Freund, der mir von einer sehr ähnlichen Erfahrung berichtete. Dem zufolge lag ich mit meiner Erkenntnis gar nicht so verkehrt …

Kurz danach fand ich im 4. Canto des „Srimad Bhagavatam“ die Bestätigung dafür, dass der Schöpfer (Gott bzw. „Krishna“) auf transzendentalem Wege direkt (in uns) oder indirekt (über Andere) unseren spirituellen Rückweg zu ihm („Heimkehr“) lenkt. Die Schwierigkeiten in der materiellen Welt (z.B. die Angst-Blase) sollen uns unter Berücksichtigung unseres individuellen spirituellen Erkenntnis- bzw. Entwicklungsstandes immer näher zurück zum Schöpfer führen, denn wir selber sind rein spirituelle Wesen und alle unsere sicht- sowie unsichtbaren Verkörperungen und der durch sie wuselnde feinstoffliche Geist sind „nur“ materielle Energien. Während dessen spirituelle Energien ungeboren, unveränderlich und unsterblich sind, ist Materie immer veränderlich und sterblich. Mit anderen Worten sollten wir uns von Dingen, deren Veränderlichkeit immanent ist, nicht beeindrucken lassen und schon gar nicht in sie zu sehr vertiefen oder verstricken …

Wir können also tun was wir wollen, um unsere materielle Existenz scheinbar aufzubessern – eine wirkliche Verbesserung unsere Lebensumstände (Existenzängste, schwere Erkrankungen, Beziehungsprobleme oder was auch immer) werden wir auf materieller Ebene niemals erreichen, sondern nur auf spiritueller, d.h. wenn wir uns von materiellen Anhaftungen schrittweise lösen. Das allerdings ist nicht gerade leicht, wie meine o.a. Erfahrungen zu Beginn des Studiums des „Shrimad Bhagavatam“ zeigten. Wir verfügen im Moment ja noch über einen materiellen Körper, den wir nicht einfach so loswerden und das vielleicht auch nicht so schnell möchten, denn ein wenig sind wir immer noch der auch schönen Materie verhaftet, wie z.B. unserer Familie und unseren Freunden, unserem Heim und der Natur, einer interessanten Arbeit und einem schönen Hobby …

Wie bekommt man nun den Spagat zwischen einer fortschreitenden spirituellen Entwicklung hin, ohne auf sein materielles Dasein groß verzichten zu müssen ? Zum Einen kann man hinterfragen, was von letzterem wirklich notwendig ist, denn es muss ja auch erhalten werden, was wiederum mit Anstrengungen (Leid) verbunden ist. Zum Anderen kann man die Ergebnisse seines Tuns für seine spirituelle Weiterentwicklung nutzen, d.h. einen Teil seines Einkommens für spirituell-philosophische Schriften u.ä. ausgeben. Der eigene spirituelle Fortschritt wird mit der Zeit dazu führen, sich nicht mehr auf unnötige materielle Dinge einzulassen, die man zunächst gerne nutzen oder sogar beherrschen möchte, letztlich aber zum Erkenntnisgewinn führen, dass das ein auswegloses Unterfangen ist und man selber als spirituelle Seele eigentlich nichts mehr damit zu tun haben muss …

Im Rückblick hat mir eine höhere Macht immer wieder geholfen, diesen Weg weiter zu gehen und dabei meinen ganz individuellen Lebensstandard auch beizubehalten, aber die existenzielle Angst wird wohl so lange nicht vergehen, so lange wir noch auf Materie stoßen – der Schöpfer will uns davon einfach fernhalten …

„Das Lebewesen hat von Natur aus die winzige Unabhängigkeit, sein gutes oder schlechtes Schicksal zu wählen, doch wenn es seinen höchsten Meister, die Höchste Persönlichkeit Gottes, vergißt, unterwirft es sich den Erschei­nungsweisen der materiellen Natur. Unter dem Einfluß der Erscheinungs­weisen der materiellen Natur identifiziert es sich mit dem Körper, und im Interesse des Körpers entwickelt es Anhaftung an verschiedene Tätigkeiten. Mal steht es unter dem Einfluß der Erscheinungsweise der Unwissenheit, mal unter dem Einfluß der Erscheinungsweise der Leidenschaft und mal unter dem Einfluß der Erscheinungsweise der Tugend. So bekommt das Lebe­wesen unter dem Einfluß der Erscheinungsweisen der materiellen Natur verschiedenartige Körper.“ („Srimad Bhagavatam“, 4. Canto, Kapitel 29, Vers 26-27)

„Die Lebewesen versuchen, den verschiedenen leidvollen Umständen ent­gegenzuwirken, die durch die Vorsehung, andere Lebewesen oder den Kör­per und den Geist entstehen. Dennoch müssen sie, trotz aller Versuche, den Gesetzen der Natur entgegenzuwirken, durch diese Gesetze bedingt bleiben.“ („Srimad Bhagavatam“, 4. Canto, Kapitel 29, Vers 32)

„Ein Mensch mag auf seinem Kopf eine Last tragen, und wenn sie ihm zu schwer erscheint, erleichtert er manchmal seinen Kopf, indem er die Last auf seine Schulter legt. Auf diese Weise versucht er, sich der Last zu entledigen. Doch ganz gleich, was er tut, um der Last entgegenzuwirken, er tut nicht mehr, als die gleiche Last von einer Stelle auf die andere zu legen.“ („Srimad Bhagavatam“, 4. Canto, Kapitel 29, Vers 33)

„… Niemand kann den Auswirkungen fruchtbringenden Tun’s nur dadurch entgegenwirken, daß er eine andere Tätigkeit erfindet, der es an Krishna-Bewußtsein mangelt. All dieses Tun ist auf unsere Unwissenheit zurückzuführen. Wenn wir einen schrecklichen Traum haben, können wir nicht durch eine andere schreckliche Sinnestäuschung Erleichterung erfahren. Man kann einem Traum nur dadurch entgegenwirken, daß man aufwacht. ln ähnlicher Weise ist unser materielles Dasein auf unsere Unwissenheit und unsere Illusion zu rückzuführen. Solange wir nicht zum Krishna-Bewußtsein erwachen, können wir von solchen Träumen nicht frei werden. Um für alle Probleme eine endgültige Lösung herbeizuführen, müssen wir zum Krishna-Bewußtsein erwachen.“ („Srimad Bhagavatam“, 4. Canto, Kapitel 29, Vers 34)

Anmerkung: Mit „Krishna-Bewusstsein“ ist zunächst höchste spirituell-philosophische Erkenntnis und Weisheit gemeint, die das Wissen über eine höchste schöpferische Intelligenz (Gott bzw. „Krishna“) impliziert