Man schaue sich die Leute um sich herum (und auch sich selber) mal etwas genauer an und weiß recht schnell, wo sie geistig stehen – das wäre doch einmal ganz interessant, aber geht das auch … ?
Bekanntlich gibt es in der Esoterik u.a. das Prinzip der Entsprechung, das es uns ermöglicht, aus dem Auftreten und den Handlungen einer Person Schlüsse auf deren gerade vorherrschende innere geistige Verfassung oder sogar deren geistig-moralischen Entwicklungsstand zu ziehen. Über die Jahrhunderte unter der Menschheit gesammelte Beobachtungen bestätigen überwiegend die Richtigkeit dieses „hermetischen Prinzips“ der Erkennnisgewinnung. Aber warum Zusammenhänge der Art „Wie oben, so unten; wie unten, so oben“ bestehen, ist hiermit noch nicht erklärt – die VEDEN geben uns hierzu ein recht wirksames Hilfsmittel in die Hand:
Zunächst muss man sich noch einmal in Erinnerung rufen, dass alle Lebewesen rein spirituelle Wesen (Seelen) mit einem materiellen Körper um sich herum sind. Dieser Körper wird zum Zeitpunkt der Zeugung angenommen (Inkarnation) und zum Zeitpunkt des (biologischen) Todes wieder abgelegt und verfällt dann, wohingegen das Lebewesen (Seele) selber mit seiner gesamten Individualität unentwegt weiter existiert, bis es dann wieder einmal inkarniert …
Der Körper des Lebewesens besteht aus sogenannter fein- und grobstofflicher Materie, die im gesamten Universum bzw. in der Natur vorhanden ist. Ob unsere fünf biologischen Sinne diese Materie allumfassend wahrnehmen und erkennen können, ist nicht relevant – zumindest aber werden die fünf grobstofflichen Elemente „Raum“, „Luft“, „Feuer“, „Wasser“ und „Erde“ in ihren verschiedenen Zuständen und Formen über unsere fünf Sinne „Hören“, „Riechen“, „Sehen“, „Schmecken“ und „Tasten“ erkannt. Zu den vorgelagerten feinstofflichen Elementen gehören das „Ego“, die „Intelligenz“ und der Geist“ …
Alle Elemente des Universums – es sind mit den genannten und der Zeit insgesamt 25 – werden in der unmanifestierten Form als „Mahat-tattva“ bezeichnet, man kann sie auch als fein- und grobstoffliche materielle Partikel ansehen, die miteinander noch nicht interagiert haben und daher über noch keine verschiedenen Zustände und Formen verfügen. Die Interaktion miteinander setzt dann ein, wenn eine spirituelle (rein geistige) Energie dieses „Mahat-tattva“ durchströmt und sozusagen befruchtet. Mit anderen Worten sorgen spirituelle Impulse dafür, dass diese ganze „Ursuppe“ zu kochen beginnt – um’s mal etwas bildlicher dazustellen …
Wenn sich das „Mahat-tattva“ noch im unberührten bzw. unbefruchteten Urzustand befindet, befindet es sich im Zustand des Schlafes, der Unwissenheit, Ignoranz o.ä. – dieser geistige Zustand wird als „Tamas“ bezeichnet. Und wenn die Ursuppe in Erregung versetzt wird, befindet sie sich im Zustand der Leidenschaft, auch „Rajas“ genannt …
Nehmen wir mal ein praktisches Beispiel: Sie hatten sich zuvor niemals mit einer bestimmten Musikform interessiert, waren diesbezüglich also im „Tamas“. Und nun hören Sie ein Stück, das sie einfach nicht wieder loslässt – ja, sie hören es nun immer wieder in allen möglichen Arrangements von verschiedenen Künstlern. Und mehr noch – es treibt Sie von Innen, jetzt auch selber Musik zu machen, und Sie beschaffen sich ein Musikinstrument, suchen einen Lehrer und bleiben bei allen Mühen Jahre lang dabei, selber Musik zu machen, zu komponieren, aufzutreten usw.. Sie befinden sich nun für lange Zeit im „Rajas“ …
Nun gibt es Menschen, die erschaffen so viel Schönes nicht nur für sich selber, sondern auch für viele andere Menschen, die auch wirklich etwas davon haben. Und es gibt Menschen, die erschaffen etwas nur für sich selber und brüsten sich vor anderen Menschen mit ihren Errungenschaften, halten sie ansonsten davon fern. Beide befinden sich aber in der Leidenschaft bzw. im „Rajas“, der Eine auf emotional und geistig höherem Niveau, der Andere auf niedrigerem egoistischem Niveau …
Wie auch immer – ist mal ein solches Thema sozusagen ausgelutscht, verliert man zunehmend daran Interesse, weil sich die Erfahrungen damit wiederholen und wirkliche Bereicherungen ausbleiben. Man erkennt dann auch, dass man zeitweilig mit seinen Leidenschaften glücklich war, aber das an sie gebundene Glück ist nunmehr verflogen und wird fade. Dieses Thema betreffend sind die Protagonisten nun in die Abgeklärtheit oder auch Tugend gelangt – man nennt das dann auch „Sattva“ …
Die wirkliche Tugend („Sattva“) in der materiellen Welt erlangt man, wenn man erkennt, dass jegliches Spiel mit der Materie nur von zeitweiligem Glück begleitet und auch mit Leiden verbunden ist. Diese Leiden sind u.a. schwerer geistiger, körperlicher und finanzieller Aufwand, Bewältigungs- und Erhaltungsängste, Gier, Missgunst und Neid, Auseinandersetzungen, Verluste und Dergleichen mehr. Wenn man durch (unendlich) viele Lebenserfahrungen erkannt hat, dass Das immer so ist, und man nach Erklärungen dafür und sogar nachhaltigen Auswegen zu suchen beginnt, tritt man in die wirkliche Phase der Tugend („Sattva“) ein, und das ist dann schon ein anspruchsvoller höherer geistiger Prozess …
Kommen wir jetzt auf das Ego zurück – gemeint ist das „falsche Ego“ bzw. „falsche Ich“ oder „falsche Selbst“: Dieses ist nichts Anderes als die Selbst-Identifikation mit seiner eigenen materiellen Verkörperung und den inneren geistigen sowie biologischen Körperfunktionen. Das „wahre Ich“ bzw. „wahre Selbst“ hingegen ist die rein spirituelle Seele, die lediglich befristet in einem materiellen Körper residiert, der sich zudem von der Zeugung bis zum Tod unaufhaltsam wandelt, während dessen die Seele ungeboren, unwandelbar und unsterblich ist – und damit ist sie insbesondere Gott-ähnlich, nicht aber Gott selber …
Wir hatten oben über die drei „Erscheinungsweisen der materiellen Natur“ gesprochen, nämlich über „Tamas“ (Unwissenheit und Ignoranz), „Rajas“ (Leidenschaft) und „Sattva“ (Tugend): Wenn nun das (falsche) Ego in Leidenschaft gerät („Rajas“) , dann bringt es die „Intelligenz“ hervor, die notwendig ist, die Materie im Umfeld zu manipulieren. Einen solchen Fall haben wir oben (mit dem Musiker) beschrieben, und derer Fälle gibt es unendlich viele. Wenn das Ego hingegen in die höhere Bewusstheit („Sattva“) gelangt ist, dann bringt es den (reinen) Geist hervor. Während dessen Intelligenz den menschlichen Geist insofern noch verunreinigen kann, als dass sie ihn zur Beherrschung der Materie missbraucht, so ist ein von Intelligenz nicht beeinflusster Geist rein und dem Schöpfer (Gott bzw. „Krishna“) zugewandter …
Zur Erläuterung: Reiner (materialistisch nicht verschmutzter) Geist steht unter dem Einfluss einer höheren (göttlichen) Intelligenz, wird sozusagen aus dem Herzen heraus geführt, während dessen verunreinigter Geist von der Intelligenz gelenkt wird, die das (falsche) Ego hervorgebracht hat. Dieser (Verstandes-) Geist wird dazu verwendet, den menschlichen Körper mit all seinen Wahrnehmungs- und Handlungsorganen für das Beherrschen der Materie, Natur und des Universums einzusetzen. Dass man hierbei niemals wirklich erfolgreich und nachhaltig glücklich sein wird, hat das (falsche) Ego immer noch nicht erkannt. Bei einem (entwickelteren) Ego hingegen, das einen reinen Geist hervorbringt, ist das Lebewesen (hier der Mensch) sich über seine wirkliche Rolle im Universum im Klaren und ordnet sich zunehmend dem göttlichen Dharma unter …
Im Fazit kann man nun erkennen, warum Materialisten scheinbar so „erfolgreich“ und stolz auf ihre zeitweiligen, mehr oder weniger großen Errungenschaften sind, wohingegen höher spiritualisierte Menschen über weniger materiellen „Reichtum“ verfügen und das auch ganz bewusst so hinnehmen – sie richten ihre Aufmerksamkeit vielmehr auf die Bereicherung dessen, was ewig Bestand hat, nämlich ihre spirituelle Seele …