Im 4. Canto des „Srimad Bhagavatam“ wird von der Verfluchung des Halbgottes „Shiva“ durch seinen Schwiegervater „Daksa“ berichtet, in dessen Folge sich Shivas Frau „Sati“ das Leben nahm und Daksa von Shivas Begleitern und Jüngern im Zorn getötet wurde. Da ich gerade diesen Teil der vedischen Überlieferungen studiere und gestern Abend ein zum Thema nahezu passendes „Erlebnis der dritten Art“ erfuhr, frage ich jetzt, was das mit mir selbst und meinem Leben zu tun haben könnte …
Mit den vedischen Überlieferungen, wie z.B. der „Bhagavad Gita“ und dem „Srimad Bhagavatam“ befasse ich mich nun schon seit gut 10 Jahren, und mit den letztgenannten Schriften seit etwa Mai 2014. Obgleich ich schon weitaus längere Zeit den Eindruck habe, dass unsere menschliche Gesellschaft im zunehmenden Tempo verfällt, sich das auf unsere Wirtschaft und entsprechend auch mein berufliches sowie persönliches Leben nachteilig auswirkt, bin ich zum Jahresende immer wieder verwundert, wie ich die vergangenen Zeiten doch noch recht gut „überlebt“ habe. Aber immer wieder im April/Mai eines laufenden Jahres gab es drastische Einbrüche, die sich in nicht beeinflussbaren Auftragsrückgängen, in Langeweile und sogar Depressionen widerspiegelten. Seit dem ich im Mai 2014 mit dem Studium des „Srimad Bhagavatam“ begann, kamen mir diese Erscheinungen noch eklatanter vor, als wenn ich mich mit Kräften angelegt hätte, die mich vor die Entscheidung stellten „Entweder, Du gehst Deinen spirituellen Weg weiter und wir werden Dir das Leben schwer machen, oder Du ordnest Dich wieder in unsere materialistische Spur ein und wirst hinreichend mit Aufträgen und Geld versorgt !“ …
Gab es nicht in der biblischen Geschichte schon einmal eine ähnliche Situation, als Jesus vom Teufel das Angebot bekam, unbeschadet durch die Wüste getragen zu werden ? Ich bin nur nicht bibelfest genug, um diese Geschichte genauer zu kennen. Um auf meine obige Einführung wieder zurückzukommen: Das erste verkörperte Lebewesen unseres Universums überhaupt ist der Halbgott „Brahma“, und dieser zeugte zunächst 4 Söhne (die „Kumaras“), die wiederum für die Zeugung der kosmischen Bevölkerung zuständig sein sollten. Das lehnten diese jedoch ab, um sich ausschließlich spirituell zu betätigen, was Brahma sehr erzürnte, so dass dabei sein 5. Sohn „Rudra“ bzw. „Shiva“ gezeugt wurde. Neben Brahma und Shiva gibt es noch den dritten Halbgott „Vishnu“, der jedoch auf einer höheren Ebene steht, weil er eigentlich Gott selbst („Krishna“) in der Verkörperung als Vishnu und der ursprüngliche Schöpfer allen kosmischen Daseins ist …
Alle drei Halbgötter Vishnu, Brahma und Shiva zeichnen nun für die sogenannten drei „Erscheinungsweisen der materiellen Natur“ zuständig, die wir im Ayurveda als die „Gunas“ oder Erkenntnisstufen „Bewusstheit bzw. Tugend“ („Sattva“), „Leidenschaft („Rajas“) und „Unbewusstheit“ („Tamas“) kennen. Der Halbgott Shiva wird mit letzterer in Verbindung gebracht, ist selber jedoch das wohl „spirituellste“ kosmische Lebewesen überhaupt, weil es Krishna (Gott) am nächsten steht. Das alles scheint in sich ein Widerspruch zu sein, den auch sein Schwiegervater Daksa nicht durchschaute, zumal Shiva sehr verwahrlost durch das Universum zieht, jeglichen Wohlstand ablehnt, um stets und ausschließlich auf spirituellem (transzendentalen) Wege Krishna nahe zu sein. Shivas Ehefrau Sati hingegen ist als Daksas Tochter in großem Wohlstand aufgewachsen und Daksa selber ein außerordentlich reicher und einflussreicher König und zugleich Brahmane, der im großen Kreise spirituelle Zeremonien zur Verehrung Vishnus (bzw. von Krishna oder Gott) durchführt …
Zu solchen Zeremonien werden eigentlich ausnahmslos alle Halbgötter, Weise, spirituelle Lehrer usw. eingeladen – der spirituell fortgeschrittendste Shiva hingegen ist ob seiner äußerlichen Verwahrlosung vor der gesamten Gesellschaft und vor seiner Frau Sati (Daksas Tochter) verunglimpft, verflucht und letztlich ausgeschlossen worden. Shiva trug das mit Fassung, weil er sich von Äußerlichkeiten nicht beeindrucken ließ und immer sofort den spirituellen Kern eines jeden Lebewesens (Seele) erkennt, was Daksa als Brahmane eigentlich auch hätte erkennen müssen, jedoch in Verblendung durch seinen materiellen Reichtum und seiner Macht völlig übersah. Shivas Begleiter und Jünger waren über diese Respektlosigkeit derart erbost, dass sie Daksa und seinem Umfeld einen fürchterlichen Garaus machten …
Shivas Begleiter und Jünger sind nicht nur Siddhas, sondern auch spirituell verwirrte oder gefallene Lebewesen (Seelen), für die er ob seiner Großherzigkeit immer da ist. Aus Äußerlichkeiten macht er sich selber gar nichts – er ist auch nur in Asche gekleidet, leicht erregbar, aber auch wieder leicht zu besänftigen. Wenn man einmal von seiner Verwahrlosung absieht, also einer „ganz normaler und feiner Kerl“ mit einer hohen spirituellen Intelligenz. Man könnte fast meinen, er hätte eine gewisse Ähnlichkeit mit gewissen „Biertischstrategen“ (Trinkern) oder sogar Obdachlosen (Clochards). Und nun hatte ich selber einen völlig unerwarteten Kontakt mit einem solchen Menschen („Erlebnis der dritten Art“) und frage mich jetzt, was mir diese Situation eventuell sagen soll …
Dazu muss ich noch einmal etwas in die Vergangenheit gehen: Seit Dezember letzten Jahres stellten meine Nachbarn und ich in einigen Etagenbereichen unseres Wohnhauses einen außerordentlich üblen Geruch fest, der hauptsächlich kaltem Zigarettenrauch ähnelte. Wir hatten im Hause zu dieser Zeit Neuzuzüge, aber diese rauchten nicht, so dass wir zunächst irgendwelche Besucher vermuteten, jedoch auch hier fehl gingen. Der Hausmeister ließ dann den Aufzugsschacht, anliegende technische Räume und anderes mehr überprüfen – auch ohne Erfolg – der Geruch war frühmorgens und spätabends besonders stark auszumachen, im Tagesverlauf jedoch weniger. Bald kam bei mir die Vermutung auf, dass sich Verstorbene als „erdgebundene Wesen“ (Geister), die einmal starke Raucher waren, im Hause herumtrieben. Ein Freund überprüfte das, konnte diese Vermutung aber entkräften. Was war es also dann … ?
Am Freitag Morgen in der letzten Woche nahmen wir den o.g. üblen Geruch direkt vor unserer Wohnungstür wahr und entdeckten auf dem Podest eine halbe Treppe aufwärts eine abgetrocknete Flüssigkeitslache und Zigarillo-Reste. Von hier aus geht’s nur noch zum Maschinenraum des Lifts, aber der Zugang ist über eine Stahltür versperrt. Die Verunreinigungen, die wir zunächst auf Monteure schoben, haben wir entfernt und der Geruch ließ so langsam nach. Gestern Abend jedoch stank es wieder derart übel und wir entdeckten eine Person, die sich vor der Stahltür zusammengekauert versteckte, eine Zigarillo rauchte und auf dem Fensterbrett eine Bierbüchse abgestellt hatte – einen verwahrlosten „Clochard“ im Alter von etwa 40-50 Jahren. Wir haben ihn sofort aus dem Hause verwiesen und unserer Aufforderung kam er auch gleich nach …
Soweit zu dieser Geschichte, die uns jetzt doch nicht mehr so ganz loslässt. Wir fragen uns nun: „Waren wir zu engherzig, diesen verwahrlosten Chlochard aus unserem Hause zu vertreiben ?“ oder „Haben wir die wahre Seele hinter dieser verwahrlosten Verkörperung nicht erkannt, so wie einst Daksa ?“ und „Warum passiert uns all das gerade zu dieser Zeit an diesem Ort ?“ …
Es ist aber auch so, dass jedes individuelle Lebewesen seinen ganz eigenen Weg geht und mit seinem Denken sowie Handeln sein weiteres Schicksal mitbestimmt. Das Denken und Handeln wird davon geleitet, in wieweit das Lebewesen seine Stellung im universellen Dasein verstanden, verinnerlicht und auch eingenommen hat. Gleiche Äußerlichkeiten sagen über den wahren Inhalt kaum etwas aus, und das Verhalten dieses Chlochards zeugte nicht gerade von einem solchen spirituellen Weg, wie ihn Shiva und die Siddhas beschreiten. Zudem bietet unsere Gesellschaft – gerade hier in Deutschland und bei allen auch unleugbaren Mängeln – immer noch ein soziales Netz, nicht hungernd unter einer Brücke schlafen zu müssen. Man sollte in einer derartigen sozialen Notsituation nur aufrichtig sich selbst und den Menschen oder Institutionen gegenüber sein, die eine geeignete Hilfe anbieten.
Dann steht noch die Frage, warum uns solche Situationen gerade jetzt und hier begegnen ? Gott (Krishna) weilt als Paramatma (Überseele) in jedem Lebewesen und wirkt dort transzendental. Das trifft sowohl für Gottgeweihte als auch für atheistische Menschen, für Halbgötter und auch für Dämonen zu. Unsere Stadt, in der ich wohne, hat schon seit längerem wirtschaftliche Probleme – es scheint etwa so, als wenn ständig jemand auf der Bremse steht. Man fühlt überall unangenehme Energien, zuweilen auch gezielte Angriffe von gewissen unsichtbaren Kräften. Suchen sie in unserer Nähe das Licht, das wir eventuell mehr aufweisen als sie, oder wollen sie uns ganz gezielt von unserem weiteren spirituellen Weg abhalten ? All diese Fragen sind es zumindest Wert, noch einmal gestellt zu werden und sich selber zu positionieren. Gottes (Krishnas) Spiele („Lila“) sind manchmal so unergründlich, dass man sie nicht durchschauen und sich ihnen nur noch hingeben kann … atma namasté …