Erkenntnisgewinn über die hermetische Substitution

Bei zahlreichen Aufgaben- bzw. Problemstellungen, vor denen wir im täglichen Leben stehen, gehen wir rational vor. Wir haben uns dafür gewisse Denk- und Handlungsabfolgen angeeignet, die zumeist auch zufriedenstellende Ergebnisse nach sich ziehen. Es gibt allerdings auch Situationen, die wir weder durch- noch überschauen können, so dass hierbei unsere allgemeinen geistigen sowie körperlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten völlig überfordert werden. Damit steht die Frage „Was nun … ?“ In der Esoterik ist die Herstellung von Gleichnissen zur Erkenntnisgewinnung ein gängiges Arbeitsmittel …

So spricht man u.a. auch von den untereinander bestehenden Ähnlichkeiten zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos. Diese Betrachtungsweise geht nicht nur auf die philosophischen Abhandlungen des Hermes Trismegistos („Hermetische Gesetze“) zurück, sondern findet sich bereits in weitaus älteren Überlieferungen wieder, wie z.B. in den Veden, deren Bestandteil auch Ayurveda (Sanskrit: „Wissen vom Leben“) ist. Unklare Lebenssituationen kann man gegebenenfalls also auch dadurch erhellen, indem man den zu betrachtenden makrokosmischen Prozess auf den Mikrokosmos heruntertransformiert oder anders herum. In der Mathematik verwendet man beispielsweise die „Substitutionsmethode“, um zwischenzeitliche Teillösungen bei komplexen bzw. schwierigen Aufgaben zu erzielen – nachdem diese Teillösung vorliegt, wird das Ergebnis dann wieder auf die eigentliche Aufgabenstellung rücksubstituiert. Ich möchte Ihnen hiermit einmal aufzeigen, wie Sie sich in nebulösen Lebenssituationen mit Hilfe der „hermetischen Substitution“ mehr Klarheit verschaffen können:

Die „hermetische Substitution“ ist ein von mir zum besseren Verständnis gewählter Begriff – Sie können die Methode aber gerne auch anders bezeichnen. Also – in unserem gesamten verkörperten Leben sind wir stets an den Raum und an die Zeit gebunden, wobei sich der Raum in verschiedenen Zuständen und Formen zeigt, die sich ständig mehr oder weniger schnell verändern – das ist eine grundlegende Eigenschaft der Materie, die uns sicht- und messbar umgibt und aus der auch unsere eigenen Körper bestehen. Wir selber hingegen sind rein spirituelle Wesen (Seelen), die überhaupt keinem Wandel unterliegen, auch keiner Geburt und keinem Tod im einschlägigen Sinne. Ich nehme einmal an, dass Sie sich mit dem Wesen von „Bewusstsein“ und „Materie“ schon etwas näher befasst haben – das ist aber keine Voraussetzung für unsere „hermetische Substitution“ …

Nun – aus fernöstlicher Sicht besteht die Materie aus den 5 Elementen „Raum“, „Luft“, Feuer“, Wasser“ und „Erde“, und wir alle wissen, dass Luft sehr beweglich sowie auch schnell sein kann, Erde hingegen sehr träge oder sogar unbeweglich. Daraus folgt, dass gewisse Prozesse, die uns umgeben, auch unterschiedlich schnell oder langsam sowie weitläufig oder lokal ablaufen. Darauf aufbauend können wir nun die „nebulösen“ Situationen in die Ebene transformieren (substituieren), die wir mit unseren Sinnen und unserem Verstand besser zu greifen in der Lage sind: Geht es um innere körperliche Prozesse (z.B. Krankheiten), so transformieren wir die Angelegenheit von unserem (verkörperten) Mikrokosmos einmal in den (gesellschaftlichen oder universellen) Makrokosmos, und geht es um unsere Stellung in der Gesellschaft oder entsprechende Beziehungen (Makrokosmos), so schauen wir einmal, wie ähnliche Prozesse oder Situationen in unserem eigenen Organismus (Mikrokosmos) ablaufen. Ich möchte Ihnen das nun an folgenden zwei Beispielen demonstrieren:

Stellen wir uns im ersten Beispiel eine gesellschaftliche Situation vor, mit der Sie selber und auch viele andere Menschen nicht einverstanden sind, aber es gibt auch eine Vielzahl von Leuten, die das ganz anders sehen. Sie selber würden zur Änderung der Situation auf die Strasse gehen, eventuell sogar in den Krieg ziehen, und recht heftige Auseinandersetzungen wären die Folge. Wie die menschliche Geschichte jedoch zeigt, ist das Ergebnis zumeist wenig zufriedenstellend, oftmals anders ausgefallen, als ursprünglich beabsichtigt, und letztlich enttäuschend. Bevor Sie also all Ihren Mut für die Demo oder den Krieg zusammennehmen, sollten Sie einmal überprüfen, wie ähnliche Prozesse in Ihrem eigenen Körper geregelt werden: Als was für eine Körperzelle würden Sie sich selber sehen, in welchem Gewebe, Organ und Körperteil finden Sie sich zu Hause ? Welche Veranlagungen, Neigungen, besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten haben Sie – sind Sie vielleicht ein „Transporteur“ (Atem-, Blut- oder Lymphsystem), ein „Nachrichtenübermittler“ (Nervensystem), ein „Umwandler“ (Stoffwechselsystem) oder ein „Intellektueller“ (Gehirn) … ?

Seien Sie in dieser Beziehung absolut ehrlich zu sich selbst und schauen Sie, was sie wirklich gut können und gerne machen ! Wenn Sie wirklich gerne Arbeiter oder Handwerker sind, so fehlen Ihnen die Ambitionen und Fähigkeiten, als Bauer, Kaufmann, Arzt oder Staatsbeamter tätig zu sein – dafür sind Sie in diesem Leben nahezu nicht gemacht ! Als Arbeiter oder Handwerker (Sudra) zählen Sie zu den Beinen der Gesellschaft, sind dafür sozusagen ein ganz wichtiges Fundament. Als Bauer oder Kaufmann (Vaisya) haben Sie dafür zu sorgen, dass alle Menschen fair mit den Produkten zum Leben versorgt werden – Sie befinden sich in der Körpermitte der Gesellschaft. Als Staatsbeamter (Ksatriya) sind Sie für die Organisation und den Schutz aller Mitglieder der Gesellschaft verantwortlich – Sie stellen die Arme des gesellschaftlichen Körpers dar. Und als (spirituell) Intellektueller (Brahmane) haben Sie dafür zu sorgen, dass alle Menschen zu wirklich mehr Lebensweisheit (Erkenntnis des eigentlichen Lebenssinns) gelangen – Sie sind das Gehirn der Gesellschaft, dass von den anderen Teilen der Gesellschaft versorgt und geschützt werden sollte. So – und nun schauen Sie, welchen Beitrag Sie selber leisten und ob Sie wirklich die Fähigkeiten und die Autorität haben, am bestehenden gesellschaftlichen System mehr oder weniger „sachkundig“ mitzurütteln …

So schmerzhaft diese Feststellung auch sein mag: Seien Sie sich bitte darüber im Klaren, dass eine (scheinbare) Demokratie eine Mitsprache oder Mitbeteiligung leider auch dann zulässt, wenn ein wirkliches Verständnis vom Sinn des Lebens und den ihnen innewohnenden Prozessen fehlt. In einer Demokratie lassen sich persönliche Interessen und Befindlichkeiten leichter über gesamtgesellschaftliche Erfordermnisse oder Ziele stellen, wenn man irgendwie in dafür geeignete Schlüsselpositionen gelangt. Aber es ist ausschließlich Sache der über sehr viele (Vor-) Leben umfassend ausgebildeten spirituell-intellektuellen Schicht (Brahmanen), die gesamte Gesellschaft über den wirklichen Sinn des Lebens aufzuklären – es ist sozusagen ihr Bildungsauftrag. Im gegenwärtigen Kali-Yuga jedoch haben Atheismus und Materialismus die Spiritualität abgesondert (Säkularisierung) und nahezu völlig verdrängt. Damit konnte die Wirtschaft über das Menschein gestellt werden, was uns letztlich mehr ins Leid als in die Befreiung führt. Die unsere gegenwärtige Gesellschaft verwaltende Schicht, die sich selber zuweilen als „Illuminaten“ („Erleuchtete“) sieht, zählt jedenfalls nicht zu den wirklichen Brahmanen, diese sind heutzutage leider „Mangelware“ …

Sehen wir uns nun in einem zweiten Beispiel eine schwere Erkrankung in Ihrem Körper an, eine Autoimmunerkrankung: Diese steht dafür, dass sich Ihr Körper aus noch unbekannten Gründen selber ablehnt. Worin können nun die Ursachen liegen ? Wir transformieren (substituieren) nun die betroffenen Körperzellen, Gewebe, Organe oder Körperteile in eine höhere Gesellschaft (Makrokosmos), betrachten uns jetzt selbst als eine solche betroffene Zelle und schauen dann, welche Beziehungen wir als „gesellschaftliche Zelle“ zu unserem Umfeld haben – zu unseren Partnern, Eltern und Kindern, zu unseren Kollegen, Mitarbeitern oder Vorgesetzten, zur gesamten Gesellschaft, zur Natur oder zum Kosmos – wo wären wir in diesem höheren Organismus (Makrokosmos) angesiedelt und wo stimmt es nicht, wenn wir uns die jeweilige Beziehung näher anschauen ? Wir sollten uns auch anschauen, welche Sichtweise wir generell auf all diese Dinge haben – sind wir dabei melancholisch oder neigen zu Depressionen, sind wir ungeduldig bzw. geht uns alles nicht schnell genug, was hassen und was lieben wir und warum … ?

Es ist grundsätzlich nicht leicht, seine Denk- und Verhaltensmuster schnell einmal zu ändern – zu tief sitzen diese in unserer eigenen Matrix, schon seit unserer Kindheit und teilweise sogar aus unseren Vorleben. Oftmals hilft allerdings ein Rollenwechsel, die Position des einzelnen oder kollektiven Gegenübers (Einzelpersonen oder Personengruppen) einzunehmen und die eigentliche Nichtigkeit der Auseinandersetzung, die zu einer Selbstablehnung (bis hin zur Autoimmunkrankheit) führte, zu erkennen. Das Hauptproblem besteht immer darin, dass wir (die Seelen) uns bereits lange Zeit mit unserer (materiellen) Verkörperung und nicht mit unserem spirituellen Kern (Seele) identifiziert haben, d.h. dass wir uns von äußeren Erscheinungen, Erwartungen bzw. Forderungen haben beeindrucken und in die Irre führen lassen. So versuchten wir dann fälschlicher Weise, unsere eigene äußere Erscheinung (Verkörperung, Denk- und Handlungsweisen) mehr oder weniger unbewusst an diese äußeren „Bedingungen“ anzupassen, die wir selber selten geschaffen und auch nicht zu vertreten haben. Wir müssen erkennen, dass wir mit all unseren Veranlagungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten einzigartig sind, und sollten auch dazu stehen, so dass eine körperliche Selbstablehnung überflüssig wird. Diese Einzigartigkeit spiegelt sich u.a. in unserer körperlichen Erscheinung, in unseren Neigungen und in unserem Beruf wider …

In allen Weisheitslehren wird immer wieder empfohlen, sich dem höheren Kontext hinzugeben, womit eigentlich das höchste Lebewesen aller Lebewesen und zugleich der Schöpfer von allem, was existiert, gemeint ist, nämlich Gott („Vishnu“ bzw. „Krshna“). Wir Menschen sind alle winzige Bestandteile seines unendlich großen Körpers, und wir sind in seinem Ebenbild erschaffen. Das bedeutet nicht, dass wir über alle seine Fähigkeiten und Fertigkeiten uneingeschränkt verfügen, sondern nur teilweise, aber das bedeutet schon, dass wir wie Körperzellen in seinen großen Organismus sinnvoll eingebunden sind. Eine Leberzelle hat im Herzen nichts zu suchen und würde dort weder funktionieren noch überhaupt überleben. Ihre Einzigartigkeit macht das aus, wofür eine Leberzelle bestimmt ist. Diese Einzigartigkeiten weisen wir Menschen alle auf, und wir sollten uns in bestimmten Lebenssituationen nicht von unwissenden Mitmenschen oder durch unsere eigene Unwissenheit ins Boxhorn jagen lassen, was zur Selbstablehnung und dann zu einer Autoimmunerkrankung führt …

Im Übrigen: Das am ersten Beispiel erläuterte Kastensystem stellt keine Diskriminierung der einzelnen gesellschaftlichen Schichten dar – es spiegelt lediglich die jeweilige spirituelle Erkenntnisebene wider, in der man sich gegenwärtig befindet. Ausnahmlos jeder Mensch ist gemäß seinen Veranlagungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten an seinem ganz besonderen Platz wichtig ! Wird man in eine dieser Ebenen hineingeboren, ist es weder ein Geburtsrecht noch eine Geburtspflicht, in dieser Ebene zu verbleiben, wenn die persönliche (spirituelle) Weiterentwicklung einen Sprung in eine andere Ebene erfordert. Das Kastensystem hat ursprünglich mit individuellem Vermögen und z.V. stehender Macht gar nichts zu tun und ist erst durch den zunehmenden Materialismus entstellt und missbraucht worden …

Soweit zur „hermetischen Substitution“ als Hilfsmittel für die Erkenntnisgewinnung bei bestimmten Lebenssituationen. Auch hier gilt: „Übung macht den Meister“. Ansonsten können Sie uns auch gerne zu einer Konsultation bzw. Beratung aufsuchen – viel Erfolg …